Chronik des Kirchspiels Steinbek

Teil 1 : Denckwürdigkeiten 1522 - 1631

Pastoren waren : Nicolaus Franke (um 1520-um 1540), Johann Grassau (um 1556), Georg Neve (1575 - 1615), Adam Embsichow (1615 - 1625),
Johannes Fabricius (1625 - 1626), Magister Ananias Hoetenschlebius (1626 - 1639), Salomon Petri (1639 - 1685)


Was etwas Denckwürdiges bey dieser Kirchgemein(d)e von Jahren zu Jahren vorgelauffen

NB. : Dieses nachgesetzte ist ein Extract auß den alten Kirchenregistern zu Steinbeck der nohtwendig denckwürdigsten Händels, so M(agister) Ananias Hoetenschleben P(astor) Sehl. annotiret gehabt.
M = Mark, ß = Schilling


Anno 1522     Ist von Lüdtke Herman undt Simon Vockbarg der Kirchen zu Steinbeck verkauft ein Morgen Landes in der Oldenburg gelegen, für 50 M undt eine Seite Specks: geschehen in Beysein H. Nicolai Francken Pastoris; da Kirchengeschwornen gewesen Henneke Greve, Hanß Reinst undt Herman Bohling.

Anno 1526     Wirdt des Probstes zum Reinbeck gedacht, deme geben worden für 2 Blöcke, 2 Pfund, was aber, stehet nicht dabey.

Anno 1551     Stehet des Küsters Lohn, in allem 11 M 14 ß. Im selben Jahr ist auch die Küsterey abgebrand am Ostertage: hat wieder aufzubauen gekostet
138 M 1 ß 6 Pf.

Anno 1556     Nach Esto mihi, ist der kleine silberne Kelch für die Krancken von den Kirchgeschwornen verfertiget, so dem Herrn Pastorn
Johann Grassaw S(eelig) zu verwahren aber endwendet worden.
In diesem Jahr ist auch die Orgel verbessert, hat gekostet in allem 86 M 3 ß 6 Pf.
Item, S. Nicolaus Schatz den Vicarien zu Hamburg vor den Marschlande im Brock geben.

Anno 1560     Ist der Klockthurm gedecket, hat gekostet 118 M 14 ß.

Anno 1561     Wird vermeldet, daß des Pastoren Backhauß sey verbessert worden, dazu 4 Stücks Holtzes gekauft.

Anno 1562     Wird des Schulmeisters gedacht, der neben dem Küster sein bestenden Lohn gehabt, 5 M.

Anno 1567     Ist die Kirche gebrochen undt bestolen worden, worauf die Kirchgeschworne wieder gekauft haben zweene vergüldete Kelche, davon der eine kostet 33 M 3 ß, der ander 33 M 4 ß 3 Pf. Item ein braun Messgewand mit gestickten Bildern von Golde gekauft für 34 M.

Anno 1570     Ist die Orgel renoviret und ein neu Regal drin gesetzet von Meister Diedrich Hoier zu Hamburg, dafür geben 25 M 8 ß.

Anno 1574     Ist der Seiger gemacht undt bezahlet für 29 Thaler.

Anno 1577     Wird nochmals des Schulmeisters insonderheit gedacht, der zu Lohn gehabt 20 Rtl. Item, Heinrich Grindoven geben Schuelhuer 2 Rtl.

Anno 1580     Vor die Orgel zu renoviren undt zu verbessern mit einem Trommeten paß (Trompetenbaß), Bauerflöten, vollem Pedal und neuen Bälgen gegen 50 Rtl. Item 70 Rtl. zahlet den Mählern, so die Kirche vermahlet haben. Für 2 Tage Zaunpfäle zu hauen und zu machen geben 1 Rtl. 8 ß.

Anno 1596     Dem Pastoren wegen der Kirchen verehret 20 Rthlr.

Anno 1597     Sind Wasen auf des Pastoren Zaun zu legen gehauen undt von der Kirchen zahlet. Item des Busches zu hauen wirdt auch gedacht.
Dieses ist, was gemelter (gemeldeter) H. Ananias Hoetenschleben Sehl. auß den alten Steinbeckischen Kirchen-Registern extrahiret gehabt, welche Register noch gefunden in dem Schap der Sacristey, undt vom Herrn Praeposito M. Jacobo Fabricio juniori mit von hier, bey gehaltener Kirchen-Visitation, genommen worden.

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Folgen ferner : Annotata Herrn M(agister) Ananiae Hoetenschlebiii, Sehl. in Zeiten Seines Alhier geführten officii.

Anno 1626
Den 19. Augusti habe der Durchleuchtigen, hochgeborenen Fürstin undt Frauen, Frauen Augustae, geboren aus Kön. Stamm zu Dennemarck, Hertzogin zu Schleßwig Hollstein, Stormarn und der Dithmarschen, gnädigsten Fürstin undt Frauen schriftliche Vocation zu dem entledigten Pfarrdienste nach Steinbeck, Ich M. Ananias Hoetenschlebius Quedlingburgensis Saxo, Fürstl. Niedersächsischer Hoffprediger zu Ratzeburg, undt Pastor der Gemein(d)e zu S. Jürgen für Ratzeburg in Unterthänigkeit empfangen, welche Vocation, weil sie vere divina et legitima, ich angenommen, daferne mein gnädiger Fürst und Herr, Herr Augustus, Hertzog zu Sachsen, Engern undt Westphalen, mich in Gnaden dimittieren würde, wie hernach geschehen ist. ------ Demnach hierauf, den 8. Octobris vorhergedachten Jahres zu Steinbeck in der Kirchen ich meine Probepredigt getahn, hat so bald nach deroselben Endigung, jussu illustrissimae nostra der Ehrenveste, Großachtbare Herr Amptschreiber zum Reinbeck Hildebrand von Horn mich der Gemeinde vorgestellt, anbefohlen und introduciret.

Den 16. Novembris habe mit den lieben Meinigen undt allem Hausraht aus Sachsen ich mich erhoben, undt bin den folgenden 17. Tag hujus wol ankommen. den 19. war der 24. post Trinit. habe ich im Nahmen des Herrn alhie meine Antrittspredigt gethan. Spr. S. gra sit medum semp. Amen (Spiritus sancti gratia sit…)
Die Kirchgeschworne sindt die Ehrsame Männer Hans Olde in Steinbeck, Hinrich Bohlings, Müller daselbst, und Thias Brunß zu Willinghusen.

Der Cüster ist der achtbare Eccart Carstens, bürtig von Winsen, eines Pastorn Sohn daselbst.

Sonst ist schwer Einquartirung der kön. Dennemarckischen, als sonderlich des Herrn Administratoris zu Halle Soldateschka bald darauf erfolget, und lange continuiret.

Anno 1627
Nachdem im Monat Julio die Keyserl. Armee zu Boitzenburg über die Elbe kommen, seind die Königl. Dennemarck. alle zurückgewichen, undt ist jedermann auf der Flucht gestanden. Sonderlich als auf den 10. Sonntag nach Tinitatis das ordentliche Evangelium von der Zerstörung Jerusalem ich durch Gottes Gnade zu erklären angefangen, und nunmehr mitten in der Predigt war, ist ein großer Auflauf worden, indem jedermann aus der Kirchen geflohen, und erschrocken, als ob die Keyserl. schon gar nahe im Antritt waren. Darumb ich meine Predigt endigen, undt sobald mit dem Vaterunser schließen müssen. Bald darauf seind sehr viel Wagen aus allen Orten mit Hausraht beladen nach Hamburg gefahren, alsdann gegen Abend, ich mit meiner lieben Frau und Kindern mich auch außer Steinbeck nach Horn begeben, und weil die Furcht und das Schrecken immer größer wurde, und männiglich aus seinem Hause flohe, bin ich zwey Tage hernach, war der 31. Julii, mit den Meinen in Hamburg gezogen, alsda ich wegen der Keyserlichen Macht gantzer 15 Wochen verharren müssen, und inmittelst kauf 2 oder 3 Mal predigen können.

Den 28. Augusti umb 3 Uhr nach Mittage, seind die Keyserlichen starck ober die Bille an unterschiedlichen Oertern im Billwärder eingefallen, haben viel Pferde und Proviant mit weggenommen, welches mir auch nicht wenig Schaden gethan hat.

Den 17. Novemb. bin ich mit den Meinigen aus Hamburg wiederumb nach Steinbeck gezogen, wie auch von Tag zu Tag meine Carspel-Leute (Kirchspiel-Leute) wieder in ihre Häuser gerücket, undt habe ich den folgenden Sontag, war der 26. post Tinit. alsfort immerdar geprediget, weil leidliche Einquartirung der Keyserlichen Soldaten erfolget, nebenst der Salva guardi.

Anno 1628
Nachdem nu die Keyserliche große Macht aller Oerter in Hollstein zuförderst, als auch in Dennemarck sich impatroniret, ist dieselbe darinne verblieben bis in das 1629. Jahr, da durch Gottes Gnade zwischen der Röm. Keyserl. und I. Kön. Maj. zu Dennemarck ein bestendiger Friede in Lübeck geschlossen worden, worauf die Keyserliche Soldatesca aller Orthen wieder ab zurücke gezogen.

Anno 1629
Bald nach solchem Abzuge ist im Monat Julio eine starke Pest, sonderlich im Kirchspiele Steinbeck entstanden, alsda ingesampt 50 Personen gestorben. Insonderheit auch Eccard Carstens, mein getreuer Cüster, ein frommer aufrichtiger Mann, und fleißig in seinem Ampte, welches er alhie gantzer 35 Jahr verwaltet. Obiit d. 5. Augusti, sepultus 7. hujus, aetatis anno 60. Die tugendsame, fromme gutthätige Frau, mit Namen Magdalena, ist begraben 9. August.
Diese beyde selige Leute waren friedfertig, die sich auch allewege ehrerbietig gegen ihren H. Pastor und die Seinigen erwiesen, allen Cüstern und deren Frauen zum Exempel der Nachfolge.

Auch seind an der Pest gestorben alle 3 Kirchgeschwornen Thias Brunß, Heinrich Bohlings undt Hanß Olde.

Den 15. Novembris, war der 24. Sontag nach Trin. hat jussu illustrissimae nostrae, Herr Hildebrand von Horn, Amptschreiber zu Reinbeck, die Ehrsamen wolgeachten Männer Carsten Jürgens, für Reinbeck im Kruge wohnend undt Clauß Zueg, Bauervoigt zu Boberg, öffentlich in der Kirche beeydiget undt zu Juraten der Kirchen bestellet undt bestetiget.

Auch sofort darauf Adam Hasenbein, gewesenen Cüster im Bilwärder, der zuvor sich angegeben, und alhie in der Kirchen seine probam mit Singen undt Orgelsschlagen gethan, den 6. Septembris zum Cüster, Organisten undt Schulmeister der Gemeine praesentiret undt anbefohlen. Dieser Hasenbein ist ein schlechter Kerl, der Music undt Orgelkunst, sowol des Lesens, Schreibens und Rechnens nicht viel erfahren: Ich geschweige seines Lebens Lauf und Wandels, als zuförderst seiner Frauen, die fast famos war. Gleichwol hat dieser seiner Frauen Freundschaft ihn hoch commendiret undt den Dienst für ihn erhalten.
Den 3. Tag Decembris, abends zwischen 6 und 7 Uhren ist die Cüsterey im Feuer aufgegangen, und gäntzlich in die Asche geleget worden, da der Cüster kaum über 14 Tage darinnen gewohnet. Auctorum hujus excendii novit [….], qui certa debit […] suo tempore.

Anno 1630
Den 6. Februarii ist die Durchl. hochgeborene Fürstin undt Frau, Frau Augusta, Hertzogin zu Schleßwig Hollstein, fürstl. Hollst. Witbe, meine gnädigste Fürstin und Frau, auf ihr Wittums-Schloß Reinbeck, sampt beyhabendem Comitat glücklich und wol angelanget. Undt habe Dom. Esto mihi für I. F. Gn. (Ihro Fürstliche Gnaden) in der Schloßcapell dasselbst ich zum ersten Mal mit predigen unterthänigst aufgewartet.

Den 17. Augusti hat jussu illustrissimae nostrae, Herr M(agister) Jacobus Fabricius, junior, fürstl. Hollst. Hofprediger zu Gottorf, Visitation alhie gehalten.

Anno 1631
Den 6. Martii hat der Cüster sich an mir, seinen H. Pastoren unbesonnener, leichtfertiger Weise thätlich vergriffen, undt mir ins Auge getastet, warumb er ab officio removiret worden.

Den 17. Julii hat in Gegenwart unserer gnädigen Fürstin undt Frauen zu Reinbeck in der Schloßcapell, die Probe gesungen ein Mann, mit Nahmen Erasmus Bohte, welchen H. M(agister) Johann Adolphus Fabricius, Archidiaconus zu S. Jacob in Hamburg, mir commendiret, undt haben I. F. Gn. gnädigst geruhend, selben Mann, durch den Herrn Amptschreiber, in mein und der beyden Kirchgeschwornen Gegenwart zu Reinbeck, das Cüster-, Organisten- und Schulmeisterampt alhie lassen offeriren, welches er unterthänigst acceptiret undt den 25. Septembris völlig angetreten.

Abschrift: Heinrich Harders, 1954 / Gerda Singh, 2006.   Erläuterungen sind im Klammern ( ) hinzugefügt.

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