Irrtümer in Kirchenbüchern und Adressbüchern

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Die standesamtlichen Unterlagen gehen zurück bis etwa 1870, für die Zeit davor muß man in Kirchenbüchern lesen. Das bringt eine Reihe Unsicherheiten mit sich.

Die ersten Kirchenbücher wurden etwa zwischen 1550 und 1650 angelegt, teils aus eigener Initiative der Pastors oder Kösters, teils auf Anordnung. Oftmals hat man zunächst nur die Trauungen ( "Copulationen" ) aufgeschrieben, später in getrennten Büchern auch die Taufen und Sterbefälle. Durch Brände, Unglück und Nachlässigkeit sind viele alte Bücher vernichtet worden, aber es sind noch tausende vorhanden. Viele Bücher sind abgeschrieben und manche sogar gedruckt erschienen.

Die ersten Aufzeichnungen sind sehr kurz gefaßt und waren mehr ein "Arbeitsprotokoll". So wurde bei Taufen das Geburtsdatum oder der Name der Mutter weggelassen, bei Trauungen vermißt man die Geburtsdaten und oft auch die Herkunft, bei Sterbefällen ist nur Name und Alter notiert.

Erst etwa ab 1700 sind die Einträge (je nach Pastor) ausführlicher. Um etwa 1820 kann man dann in den Kirchenbüchern bei Sterbefällen die ganze Familiengeschichte nachlesen.

Es ist zu erkennen, daß die Einträge erst mehrere Tage nach der Feierlichkeit erfolgen, der Pastor schreibt aus dem Gedächtnis oder von einem Notizzettel. Es werden oft die Vornamen verwechselt. So wird aus einer
1) Anna Maria Elisabeth plötzlich eine "Anna Cathrina", später dann "Anna Margaretha",
2) Catharina Dorothea wird erst zu "Catharina Margaretha", dann zu "Margaretha Dorothea",
3) Nicolaus wird zu "Franz Nicolaus" (das war der Name des Vaters),
4) Jochim Daniel wird zu "Jochim", später gelegentlich zu "Matthias Jochim",
5) Hinrich wird zu "Hans Hinrich",
5) Claus Hermann wird mit "Hans Hermann" verwechselt, usw. usw.

Wären nicht auch die Mädchennamen der Ehefrauen angegeben, wäre eine eindeutige Zuordnung wohl oft nicht möglich.

Aber auch die Nachnamen sind manchmal "geraten", so wird bei den Geburten ihrer Kinder bzw. beim Tod ihrer Verwandtschaft eine Frau abwechselnd als
1) Frau Jarms, Jerben, Jarben, Jarp, Jarpen oder Farben bezeichnet, andere als
2) Frau Matz, Marx und Martens,
3) Frau Hinrich, Henrich, Henrichsen, Hanßen, Johanßen (!) .

Schlimm ist es, wenn zusätzlich auch die Vornamen nicht stimmen.

Bei Sterbefällen stammen die Informationen von den Angehörigen. Da ist dann der Mädchenname der Mutter unbekannt, das Alter stimmt nicht, das Alter der Ehepartner bzw. Kinder manchmal auch nicht, usw.
Beispiel :
1765 stirbt Anna Griem geb. Dörling. Ihr Alter ist mit 85 Jahren angegeben, das ist mangels Kirchenbüchern nicht nachprüfbar. Sie soll seit 1744 Witwe von Hans Griem sein.
1744 ist auch ein Hans Griem beerdigt, im Unterschied zu denen vor und nach ihm aber völlig ohne Angaben, wie höchstens bei einem Kleinkind denkbar. 1754 starb auch ein Hans Griem, 68 Jahre alt, Beruf und Wohnort würde stimmen. Ist er es ??

Vornamen in der Kurzform oder auf plattdeutsch findet man ebenfalls :
Trin, Elske, Claas, Hinrich, Niclas, Grete, Dorthe, Malen, Elsabe.

Es ist schon so, daß man die heutige präzise Schreibweise mal vergessen muß und folgende Namen identisch sind:
Cathrin = Cathrina = Catharina
Balster = Balthasar
Malen Dorthe = Magdalena Dorothea
Stoffer = Christoffer = Christopher
Elsbe = Elske ? = Elsabe = Elisabeth
Hinrich = Heinrich
Trine = Catharina
Matthies = Matthias usw.

Bei mehreren Vornamen (manchmal bis 4 ) ist oft die Reihenfolge nicht eingehalten. Der Rufname war keineswegs immer der erste Name. In einem vorliegenden Fall war der erste und dritte Name der Rufname.

Nachnamen wurden von den Pastoren nach Gehör geschrieben. Eine feste Rechtschreibung gab es nicht oder sie war nicht wichtig.
Folgende Namen sind identisch :
Dörling = Döhrling = Dürling = Dürrling
Bartells = Bartels
Dollberg = Dullberg
Nuß = Nuhs ("sz" wurde damals auch "hs" geschrieben)
Hinrich = Henrichs = Henrichsen
Fabian = Fobrian = Vogeljahn (!)
Noer. = Nöhren
Voigt = Vagt
Willhöftt = Wilhöft = Willhöft
Frauennamen sind oft Endungen angehängt : Kösters, Niemeyers, Schneidern, Webern.

Bei der Suche nach Dö(h)rling blieben die Namen Döring, Düring und Dölling unberücksichtigt, Dührling gab es nicht.


Adressbücher als Quellen : Im Hamburger Staatsarchiv lagern Adressbücher von weit vor 1700 bis heute in fast lückenloser Folge. In alten Büchern sind zunächst die Herren Kichenoberen und die Regierenden genannt, danach die eigentliche Bevölkerung. Die Erfassung ist nicht sehr genau. Da werden in anderen Unterlagen Personen genannt, die in den Adressbüchern fehlen, ein anderes Mal ist bei der Änderung eines Straßennamens eine Person plötzlich doppelt aufgeführt. Kinder sind natürlich gar nicht genannt und nach dem Tode wird die Person nicht gleich gelöscht. Vornamen sind stets abgekürzt, dafür sagen uns die Bücher aber Beruf und Adresse, was aus den Kirchenbüchern meistens nicht hervorgeht.


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