Der Adel in Stormarn

Auszug aus "Topographie der Herzogthümer Holstein und Lauenburg", Schröder/Biernatzki, 1855, Seite 11

Einer der ältesten und wichtigsten Faktoren in der Entwicklungsgeschichte des Landes ist der Adel. Es gibt keinen Zweifel, daß in allen 3 nordalbingischen Gauen Holstein, Stormarn und Dithmarschen ein uralter Landadel von jeher gewesen ist. Aber es fehlt an genaueren Nachrichten, namentlich auch über das Verhältnis dieser Geschlechter untereinander, von denen einzelne fast fürstliche, vor den anderen Geschlechtern hervorragende Autorität genossen.
Während sie im Kampfe mit den fremden, von den deutschen Kaisern eingeführten Fürstenhäusern zugrunde gingen, kam zugleich durch die Dienstmannen dieser Fürsten ein bald immer zahlreicher werdender niederer Adel auf, der sich mit den Überresten des einheimischen Adels verschmolz.
Aus Dithmarschen wurde der alte Landesadel allmählich völlig vertrieben und machte einer Aristokratie der freien Bauern Platz.

Im zwölften Jahrhundert finden wir im ganzen Lande (= Holstein und Lauenburg) eine geringe Zahl von höchstens 20 adeligen Geschlechtern verbreitet, die nur einzeln bestimmte Geschlechternamen führen. Der größte Teil dieser alten Adelsgeschlechter ist (1855) ausgestorben.
Da es allmählich Gebrauch wurde, daß der Adelige sich nach seinen Besitzungen nannte, so finden sich für die Mitglieder eines und desselben Geschlechtes die verschiedendsten Beinamen. Man darf sich davon nicht täuschen lassen und daraus auf eine größere Anzahl von Adelsgeschlechtern schließen. Welche von jenen Geschlechtern aber dem ursprünglichen einheimischen Adel angehörten,läßt sich kaum mehr entscheiden. Gewiß ist nur, daß das Geschlecht derer von Reventlow zu dem aus Dithmarschen vertriebenen Adel gehört.

Die bekanntesten einheimischen Adelsgeschlechter, die im Mittelalter geblüht haben, sind in Stormarn:
von Stormarn (auch : Stormarier, Stormere)
von Barmstedt
von Hamme (auch : von Hammenborg)
von Wedel (auch : von Pelitz, von Trensbüttel)
von Hummelsbüttel (auch : Struß, Kale)

Adelsgeschlechter in Holstein :
von Sehestedt (früher : von Store, von Otteshude, Swave, von Segeberg)
ferner die Wulfs (auch : von Pogwisch, von der Wisch, von Bissee, von Brokow, von Kiel, von Knop)
von Breyde (auch: von Partzow, von Sandbergh)
von Brockdorff
von Reventlow (auch : Dosenrode, von Gikow, von Wahlstorp, von Ottenbüttel, Splyt)
von Ahlefeldt (auch : von Rumohr)
von Krummendiek (auch : von Busche, von Blocksberg)
von Rixdorf
von Bockwold (auch : von Buchwaldt, von Hemmighesdorf, von Padeluche)
      diese sind eines Stammes mit : von Qualen, Swyns und Rutze's
von Rantzow (auch : von Rönnow)
von Ratlow
von Tralow
von Siggen
von Kuren
von Wensien.
Von allen diesen Geschlechtern haben sich in Holstein nur die 5 Familien
von Brockdorff, von Reventlow, von Ahlefeldt (nebst v. Rumohr), von Rantzau und von Buchwaldt (nebst v. Qualen) als einheimischer Landesadel erhalten; alle übrigen jetzigen (1855) Adelsgeschlechter sind späteren Ursprungs oder zumindest später eingewandert.


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