Anleitung zur Erstellung eines Ortsfamilienbuches

12.9.1998


Es gibt bereits mehrere dieser Anleitungen, wovon ich zwei besonders erwähnen will :
a) von Herrn Manfred Nolde, Eichendorffweg 14, 78112 St. Georgen/Schw.
b) von Herrn Dr. V. Weiss, Sächsisches Staatsarchiv Leipzig,
Abt. Deutsche Zentralstelle für GenealogieSchongauerstr. 1, 04329 Leipzig


Nach dem Durchlesen stellte ich aber fest, daß sie sich überwiegend damit auseinandersetzen, wie das Ortsfamilienbuch (OFB) als Ergebnis letztlich auszusehen hat. Es soll sich möglichst in bestehende Reihen eingliedern, nicht zu dick sein, bestimmte Sachen sollen fett gedruckt, in Klammern gesetzt oder klein gedruckt werden usw. usw.
Das sind lauter Äußerlichkeiten, die wohl wichtig sind, aber es fehlt eine Anleitung, wie man überhaupt bis zu diesem Ergebnis gelangt. An dieser Stelle möchte ich über meine Erfahrungen in über 4 Jahren Arbeit an OFB berichten und einige Regeln aufstellen, die sicherlich allgemeine Gültigkeit haben können
und an Autoren gerichtet sind, die ein OFB planen oder angefangen haben.
Dabei verzichte ich darauf, zu wiederholen, was in obengenannten Anleitungen schon ausführlich dargestellt wurde.


Es sei nun dahingestellt, ob Sie mit Karteikarten, einem Computerprogramm für Tabellenkalkulation (z.B. Excel) oder einem Genealogieprogramm arbeiten. Die Arbeitshinweise sind sinngemäß auf die verschiedenen Techniken umzudenken.
Karteikarten haben durchaus ihre Vorteile und es ist nicht jedermanns Sache, einen Computer zu benutzen. Kateikarten sollten im Format A5 sein und nur einseitig beschriftet werden, dann ist eine Vervielfältigung durch Fotokopie (2 Karten = A4 Blatt) durchaus möglich.
Selber benutze ich das Tabellenkalkulationsprogramm Excel und das enthaltene Visual Basic.Warum ?
Da ich gelernter Programmierer bin, hatte ich Interesse daran, einen Teil der benötigten Progamme z.B. zur Erstellung von Listen selbst zu schreiben. Wenn Sie nicht programmieren, ist es für Sie nur bedingt geeignet. Als Alternative kann aber ein reines Textverarbeitungsprogramm nicht empfohlen werden, da es keine Sortier- und Auswertungsmöglichkeiten bietet. Zwar kennen die Textprogramme auch Tabellen, aber wir benötigen recht umfangreiche Tabellen und damit haben diese Programme erhebliche Schwierigkeiten. Eine Tabellenform wird aber benötigt.
Genealogieprogramme für OFB gibt es auch und sie sind sicher zu empfehlen. Da ich aber am Programmieren selber meine Freude habe, benutze ich zur Zeit noch keines und kann mich nicht dazu äußern.


Was sind Tabellen ?
Ein Tabellenblatt teilt sich in waagerechte Zeilen und senkrechte Spalten. Durch diese Teilung entstehen zahlreiche Kästchen, in die alle Daten und Texte eingespeichert werden können. Die Kästchen werden Felder oder Zellen genannt. Für jede Person werden Zeilen angelegt, die entsprechend ihrem Inhalt und ihrer Bedeutung eine unterschiedliche Zeilenkennung (Satzart) haben. z.B. : Zeile A für die Daten des Vaters, B für Beruf und Wohnort, C für Daten der Trauung, D für Daten der Mutter, K für Daten der Kinder, H für Hinweise usw.
An die Spitze jeder Zeile kommt eine laufende Zeilennummer. So können Sie durch sortieren der Satzart alle Väter, Mütter und Kinder abteilen und vergleichen, durch sortieren der Zeilennummer stellen Sie die ursprüngliche Reihenfolge wieder her.
Die Spalten enthalten die Daten, gleiche Daten immer in der gleichen Spalte. Also : Name, Vorname, Beruf usw. stehen jeweils immer in einer Spalte untereinander.
Genealogieprogramme bauen eine Datenbank auf, die nach dem gleichen Prinzip arbeitet. Sie sehen auf dem Bildschirm eine Reihe von Zahlen- und Wortfeldern, in die Sie Ihre Daten und Texte eingeben können. Auf Wunsch werden diese dann sortiert und aufgelistet.


A) Allgemeines zur Erfassung der Daten
Es gilt generell, daß es wichtig ist, ALLE Daten zu erfassen, die überhaupt greifbar sind. Welche Kleinigkeiten später mal Rückschlüsse erlauben, können Sie zu Anfang noch gar nicht erwägen.


Was mache ich mit längeren Texten ?
In den Kirchenbüchern finden Sie Jahr, Datum und Nummer, dann einen langen Text. Diesem Text entnehmen Sie folgende Angaben : Namen, Vornamen, Wohnort, Herkunft, Beruf oder Stand, Alter usw. und übertragen diese Angaben direkt in die dafür vorgesehenen Zellen in der Tabelle oder die vorgesehenen Plätze in der Karteikarte.
Bei den Taufen bleiben dann normalerweise nur die Taufpaten übrig, selten ein weiterer Text, der zu übertragen wäre. Für die Taufpaten habe ich eine eigene Tabelle angelegt, damit sie getrennt behandelt werden können. Eine Zeile für Taufpaten enthält das Datum der Taufe, den Namen der Eltern und dann die Angaben des Taufpaten (besonders interessant, wenn sie/er mit den Eltern verwandt ist).
Die Anmerkungen der Pastoren, bei Taufen z.B. über die Eltern (teils Großeltern) eines unehelichen Kindes oder über eine Geburt kurz nach der Hochzeit, sind wörtlich als Langtext zu übernehmen.


Bei den Trauungen haben wir manchmal Angaben über die Eltern und evtl. Trauzeugen. Die Angaben der Eltern habe ich als Langtext ohne Unterteilung in eine Zeile gebracht. Wenn Orte außerhalb des OFB genannt werden, muß dieser Ort in eine besondere Zelle, damit später ein Ortsregister angelegt werden kann. Die Trauzeugen habe ich analog zu den Taufpaten extra abgespeichert.


Bei den Beerdigungen habe ich sehr unterschiedliche Texte gefunden, die ich unterschiedlich behandelte. Angaben über einen christlichen Lebenswandel, eine Unfallgeschichte, einen Mord oder Selbstmord habe ich in vollem Wortlaut übernommen. Ebenso einen richtigen Lebenslauf. Dabei wurde auch darauf geachtet, die originale Schreibweise beizubehalten und nicht zu korrigieren.
Eine ausführliche Krankengeschichte, daß die Kranke sich stundenlang gequält, reichlich Blut gespuckt usw. über eine Länge von 5 Zeilen und mehr, kann man abschreiben, wenn man Zeit und Geduld hat, muß man aber sicher nicht. Wenn möglich, ist der Name der Krankheit (Wassersucht, TBC usw.) zu notieren. Andererseits finden sich bei den Beerdigungen manchmal die Familienaufstellung mit Namen der Kinder, Alter, wann mit wem verheiratet, wieviele Kinder usw., gelegentlich eine halbe oder ganze Seite lang. Solche Texte habe ich dann nicht wörtlich übernommen, sondern gleich als Einzeldaten umgesetzt mit Hinweis auf diese Beerdigung als Quellenabgabe ("siehe Bee. 1772-15").


Bei Beerdigungen ist möglichst schon beim Eintippen aus dem (hoffentlich) angegebenen Alter gleich das rechnerische Geburtsjahr zu ermitteln. Später sortiert man die Datensätze für den Abgleich mit den Taufen nach diesem Geburtsjahr. Personen ohne Altersangabe muß man schätzen und dabei im Kommentar vermerken, daß es sich um eine Schätzung handelt. Schätzt man nicht, fällt die Person beim Sortieren heraus. Man kann bei "Söhnlein" 1 Jahr, "Kind" 5 Jahre, "Mann" 40 Jahre und "alter Mann" 70 Jahre ansetzen.
Hilfreich ist auch, ein Status-Merkmal aufzuschreiben: Mann, Frau, Witwe, Kind, Jgs/Jfr (für Jugendliche von 15-25 Jahren). Wenn Sie nur nach Erwachsenen suchen, können Sie nach dem Status sortieren und die Kinder abtrennen.


Der Zeitraum
Sie sollten eine Vorstellung davon haben, welchen Zeitraum Sie widergeben wollen. Denkbar wäre: vom Beginn der Kirchenbücher bis zum Jahre 1800, aber es gibt viele andere Möglichkeiten.
Alle Taufen, Trauungen und Beerdigungen des gewählten Zeitraumes müssen erfaßt werden, ohne Rücksicht darauf, ob die Personen dort länger gewohnt haben oder sich nur vorübergehend (evtl. nur ein paar Tage) dort aufhielten. Um die Arbeitsmenge etwas zu verkleinern, kann man sich die Taufpaten und Trauzeugen für später aufheben, denn sie nützen nur sehr bedingt.


Beerdigungen müssen weit über den Zeitraum hinaus erfaßt werden. Bei meinem Buch liegt die Zeitgrenze bei Trauungen von 1800. Diese Paare haben bis etwa 1815 Kinder bekommen. Bei einem Alter von 80 Jahren würde das jüngste Kind erst 1895 beerdigt. Damit wäre die Familie komplett dokumentiert.


Bei der chronologischen Erfassung sind gleich alle Lücken zu notieren, auch sie lassen Rückschlüsse zu. Man entdeckt später z.B. Kinder, deren Taufe nicht im Kirchenbuch steht, die aber in die Lücke passen würden. Lücken und eine andere Handschrift signalisieren meist den Wechsel des Pastors. Oft ist seine Beerdigung nicht im Kirchenbuch erwähnt. Ungewöhnlich wenige Eintragungen im Jahr oder ein Durcheinander in der Reihenfolge lassen auf eine nachträgliche Niederschrift schließen. Hier darf den Tagesdaten nicht blind vertraut werden. Beim Vergleich findet man evtl., daß ein kleines Kind schon Wochen vor der Geburt starb und beerdigt wurde (ja, das fand ich mal !).


Teilen Sie den gewählten Zeitraum in Abschnitte von 30 oder 50 Jahren. Jeder Abschnitt wird zuende bearbeitet, bevor Sie den nächsten beginnen. Damit erreichen Sie, daß Sie etwas fertig haben, falls die Arbeit aus technischen oder gesundheitlichen Gründen abgebrochen werden muß. Wenn Sie zum Beispiel von A nach Z arbeiten würden und nach H abbrechen müßten, wäre mit dem Ergebnis kaum etwas anzufangen.
Als ersten Zeitabschnitt wählen Sie denjenigen, wo sich die Kirchenbücher (oder andere Quellen) am besten lesen lassen und die Eintragungen am vollständigsten sind. Hier in Norddeutschland ist dies ab 1772 der Fall. Wenn Sie mit den Personen- und Ortsnamen vertraut sind, können Sie sich an die Bücher mit der fürchterlichen Handschrift wagen, ohne allzuviele Lesefehler zu riskieren.


Nach der Erfassung der Daten kommt der eigentliche und spannende Teil der Arbeit :
die Rekonstruktion der Familien.


Sofern Sie eine Computer-Tabelle benutzen, übertragen sie die Taufen, Trauungen und Beerdigungen, in drei getrennte Tabellenblätter. Die Tabellen bzw. Ihre Karteikarten werden jeweils sortiert nach Nachname und innerhalb des Namens sortiert nach echtem oder geschätztem Geburtsjahr bzw. bei Trauungen nach dem Traujahr.
Wenn Sie bei den Trauungen (nicht bei Witwe/Witwer ! ) ein Alter von 25 Jahren ansetzen, können Sie auch hier nach Geburtsjahr sortieren.


Anmerkung : Oft taucht der Vorschlag auf, nach dem Datum der Trauung zu sortieren. Das ergibt zwar auch eine chronologische Reihenfolge, aber die muß unterbrochen werden, wenn ein Mann mehrfach heiratet und man die beiden Ehen wegen der Übersichtlichkeit direkt hintereinander setzt. Sie wird auch unterbrochen bei unehelichen Kindern, wo man nur ein Geburtsdatum besitzt, bei Leuten, die nie geheiratet haben (es wird dann ersatzweise der 30. Geburtstag empfohlen) und bei Kleinkindern, deren Eltern nicht bestimmbar sind (... und die nicht den 30 Geburtstag erreichten).


Bewahren Sie die ursprünglichen Daten !
Man sollte immer in der Lage bleiben, die ursprüngliche chronologische Reihenfolge aus dem Kichenbuch, also unabhängig von der alphabetischen Sortierung, wieder herstellen zu können. Beispiel : Sie suchen eine Maria, die etwa 1740 geboren ist, kennen aber den Nachnamen (den Mädchennamen) nicht. Welche Taufe kommt in Frage ?


Wenn Sie die Datensätze (wie oben besprochen) in getrennten Dateien halten, dann können Sie später oft einiges ergänzen, was nicht im Kirchenbuch stand. Setzen Sie solche Ergänzungen aber in Klammern, damit man sie als solche erkennt !
Offensichtliche Fehler im Kirchenbuch berichtigen Sie besser in Kommentarzeilen, damit der Originaltext erhalten bleibt.




B) Die Reihenfolge der Arbeitsschritte , Teil 1
1) Die Erfassung der Daten zu Taufen, Trauungen und Beerdigungen in Karteikarten, Computertabellen oder in einer Datenbank. Kennzeichnen Sie gleich Zwillinge, uneheliche oder voreheliche Kinder, verwitwete Personen und sonstige Merkmale. Sie erleichtern später die Arbeit.
Benutzen Sie bei Zwillingen auch zwei Zeilen mit zwei verschiedenen Nummern !


2) Standardisierung der Nachnamen in einer separaten Spalte.
Da die Schreibung der Nachnamen uneinheitlich ist, muß man einen Standard finden. Es ist egal, ob Sie Maier, Mayer, Meier oder Meyer wählen, Hauptsache ist : ein stets gleicher Sortierbegriff. Er kommt in eine eigene Spalte und soll die ursprüngliche Schreibweise nicht überdecken.


Sortieren Sie die Dateien nach dem Original-Nachnamen und stellen Sie die häufigste oder die jüngste Schreibweise fest. Beispiel : die Familien Basau bzw. Baßau wurden später nur noch als Passau eingetragen. Also ist Passau der Standard. Unter "Basau" kommt im Familienbuch ein Verweis : "siehe Passau" .


Der Standardname muß natürlich in allen Dateien gleich sein. Wenn Sie unsicher sind, "Maier, Mayer, Meier, Meyer ?" entscheiden Sie willkürlich, z. B. "Meier" , denn ein einheitlicher Name ist zum Sortieren UNBEDINGT erforderlich !


Ist der Nachname nicht bekannt, hilft "? geb. ?" oder einfach " ? " . Verwenden Sie nicht das beliebte "NN" , denn dann fällt der Name unter "N", wo er nicht hingehört.
Das Fragezeichen fällt beim Sortieren ganz nach oben und esfällt sofort auf, daß hier noch etwas zu klären ist.


Bei unehelichen Kindern sollte man (soweit möglich) 2 Datenzeilen/Karteikarten anlegen, eine mit dem Standardnamen der Mutter und eine mit dem des Vaters.


Praktischerweise standardisiert man auch die Vornamen von Kind, Vater und Mutter in eigene Spalten. Henrich, Hinrich und Heinrich wird zu "Hinr", Andres, Andreas und Drevs wird zu "Andr", Trin, Thrine, Cathrin und Catharina werden zu "Cath" usw. Später sucht man dann alle Kinder von "Andr" und "Cath" eines Ortes, weil der Nachname bei einer Taufe nicht lesbar ist oder unterschlagen wurde.


3) Ermitteln Sie ein Geburtsjahr. Bei den Taufen haben Sie schon eins, bei den Beerdigungen errechnen Sie es oder schätzen Sie (ist bereits vorne besprochen).
Bei den Trauungen schätzen Sie ein Alter von 25-30 Jahren. Ich rechne gerne so, daß ich ein "rundes" Geburtsjahr erhalte, also etwa : 1670, 1675, 1680, 1685, 1690 ...
ergänzt mit dem Wort "um", was bei mir eine Genauigkeit von +5 bis -5 Jahren andeutet. Sind die Ehepartner schon verwitwet, kann man 40 Jahre ansetzen. Eine Schätzung ist dann sehr schwer und man prüft besser vorher, ob man nicht die Beerdigung des ersten Ehepartners findet und danach die Schätzung vornimmt. Man ergänze mit dem Wort "etwa", was eine Genauigkeit von +10 bis -10 Jahren und mehr andeuten soll.
Das Geburtsjahr ist wichtig, weil wir es nach dem Nachnamen als zweite Sortiergröße benötigen.


4) Benutzen Sie die Datei Trauungen, um die ersten Familien zu "gründen".
Sortieren Sie die Trauungen nach dem Standardnamen des Ehemannes und nach dem geschätzten Geburtsjahr. Damit ist die erste (theoretische) Reihenfolge in Ihrem Familienbuch festgelegt.


Sie entnehmen dem Eintrag die Daten des Ehemannes und legen eine Personenzeile für ihn an. Geben Sie ihm eine Personennummer, die eindeutig und unverwechselbar ist , z.B. "PN0001" *) .
Geben Sie der neuen Familie eine Familiennummer, z.B. "FR0001".
Kopieren Sie die Nummern in die Datei Trauungen. Verfahren Sie mit der Ehefrau auch so. Als Nachname ist ihr Mädchenname zu benutzen. Ist er nicht bekannt, hilft "? geb. ?" oder einfach "? " . Verwenden Sie nicht das beliebte "NN" , denn dann fällt der Mädchenname unter "N", wo er nicht hingehört.
Das Fragezeichen fällt beim Sortieren ganz nach oben und es fällt sofort auf, daß hier noch etwas zu klären ist.


*) Bei der Arbeit mit Computern hat es sich bewährt, wenn solche Nummern stets gleich lang sind. Wenn solche Nummern mit 2 Großbuchstaben beginnen, kann die Maschine sie leicht finden (auch in einer Kommentarzeile) und tauschen, falls mal eine Umnummerierung nötig ist (das ist bei mir mehrmals vorgekommen).


Bei den Familiennummern sollten Sie nicht 1,2,3,4,5,6,7 verwenden, sondern 5,10,15,20,25,30 damit spätere Ergänzungen möglich sind. Es finden sich garantiert Eltern, die nicht in Ihrer Kirche geheiratet haben, aber hier wohnten und ihre Kinder taufen ließen !


5) Wenn Sie genügend Familien "gegründet" haben, versuchen Sie, unter den Taufen die richtigen Kinder zu finden. Sortieren Sie die Taufen nach dem Standardnamen , danach chronologisch. Beginnen Sie die Suche mit dem Jahr der Trauung.
Ein Problem entsteht, wenn die Mutter nicht angegeben ist und die Väter die gleichen Vornamen haben. Wieviele Kinder hatte diese Ehe ? Suchen Sie nach einer größeren Lücke in der Reihenfolge. Wenn der Abstand zum nächsten Kind nicht 2-4 Jahre, sondern etwa 7-10 Jahre beträgt, ist hier sicher ein anderes Elternpaar "zuständig".
Wann hat der nächste mit dem gleichen Namen geheiratet ?
Beispiel : Hein Ahlers heiratet 1675. Ein Namensvetter Hein Ahlers heiratet 1695.
Die "Kinder von Hein Ahlers" sind geboren : 1676, 1678, 1681, 1682, 1688, 1696.
Das letzte Kind ist sicher vom zweiten "Hein Ahlers".




C) Wie verbindet man nun die Daten miteinander ?
Arbeitsregel : erst die sicheren, später die unsicheren Daten verbinden !
Aber was sind sichere bzw. unsichere Daten ?


Sichere Daten : Beerdigungen von Kleinkindern, das angegebene Alter ist meist noch sehr genau.
Bei Erwachsenen kann das angegebene Alter um 5, 7 oder sogar um 10 Jahre falsch sein !
Man verbindet also das Sterbedatum des Kleinkindes mit dem Geburtsdatum.
Beide Datensätze bekommen die gleiche Personennummer. Wenn man keine Datenbank benutzt, sollte man das Sterbedatum zur Geburt und das Geburtsdatum zum Sterbefall kopieren.
Damit scheidet später beim Sortieren dieser Taufeintrag aus und kann nicht versehentlich einer Trauung zugeordnet werden.
Zusätze wie z.B. "wurde 4 Wochen nach der Hochzeit geboren" oder "war 10 Jahre verheiratet" lassen den direkten Schluß auf die Trauung zu. Verbinden Sie die Daten von Trauung und Geburt bzw. Sterbefall mit einer gleichen Personennummer.


"Vater starb vor der Geburt" oder "... starb nach der Entbindung" ermöglichen sichere Verbindungen zwischen Eltern und Kind. Bei "Witwe von ... " suche man die Beerdigung des Mannes, bei "Tochter von weiland ... " suche man die Beerdigung des Vaters, die meistens kurz vor diesem Datum liegt, usw.


Unsichere Daten, z. B. Taufen ohne Angabe der Mutter, ohne Wohnort oder unehelich lassen sich erst viel später sicher klären, ebenso Beerdigungen ohne Ort und Altersangabe. Auch dem angegebenen Mädchennamen einer Mutter darf man nicht immer trauen. Gelegentlich ist es der Mädchenname der Großmutter !!
Ändert sich der Vorname der Mutter, ist nicht unbedingt auf eine 2. Ehe des Vaters zu schließen. Manche Eintragungen stammen offenbar von Notizzetteln oder aus dem Gedächtnis und enthalten Ungenauigkeiten. Die Mutter kann dieselbe sein !
Verbindet man unsichere Daten aufgrund einer Vermutung, ist das Wort "Vermutung" als Kommentar aufzunehmen. Sie können später sich widersprechende Angaben haben und dann suchen Sie vergebens nach der Quelle der Daten, wo nur eine Vermutung war.


Ein Wort zu Taufpaten und Trauzeugen : sichere Daten sind Angaben wie : "Trine, Frau des Schmieds in XDorf" oder "Grete, des Hans Meier in XDorf Jungfer Tochter".
Ebenso : "Hans Meier aus XDorf, Vater der Braut". Namen ohne Ortsangabe führen zu Irrtümern, denn die Person kann durchaus.von einem benachbarten Kirchspiel kommen. Ein männlicher Pate ohne nähere Bezeichnung kann Bruder, Schwager, Vater, Onkel, Freund, Nachbar oder Gönner der Familie sein, 18, 30 oder 50 Jahre alt. Auch der Großvater des Kindes kann Taufpate sein, sogar die eigenen Eltern des Täuflings ! Glauben Sie mir, das habe ich alles schon in Kirchenbüchern gefunden !


Trotzdem darf man den Personenkreis nicht unterschlagen. Es gibt Leute, die im Ort wohnen, zwar dort nicht geboren wurden, kinderlos sind und deren Beerdigung nicht zu finden ist, aber als Taufpaten mit Wohnsitz in XDorf auftauchen und damit immerhin zur Einwohnerschaft gehören. - Kennt man die Herkunft der Eltern nicht, achte man darauf, woher die Taufpaten kommen. Es könnten die Geschwister sein.


Bei der Verbindung von Tauf-, Trau- und Sterbedaten achtet man selbstverständlich darauf, daß die Daten auch verträglich sind. Man kennt zwar Väter, die mit 70 Jahren noch zeugen, aber kaum Frauen, die mit 50 Jahren noch gebären. Kinder sollten einen Abstand von etwa 9 Monaten haben. (Ich fand den Fall eines 3-Monats-Kindes, das hatte präzise die gleichen Eltern ! Irgendwo ist der Fehler.)
Zwillinge, von denen einer gleich stirbt, sind oft nicht als solche eingetragen.
Töchter heiraten selten unter 18 Jahren, dagegen durchaus mit 70 Jahren. Personen mit 4 Ehen kommen vor, teilweise heiraten verwitwete schon 1 Monat nach dem Tod des ersten Partners. Ein Trauerjahr konnten sich Väter oder Mütter mit kleinen Kindern nicht leisten. Die 2. Frau ist oft viel jünger als der Witwer und bringt evtl. eheliche oder uneheliche Kinder mit, die bei "hinterläßt 4 Kinder" evtl. mitgezählt sein könnten.


Daten passen nicht
Beim Versuch, Taufen und Sterbefälle miteinander zu verbinden, wurde meine Hoffnung zerstört, es wäre ganz leicht. Es zeigte sich, daß viele Personen nach auswärts zogen, von denen man nie wieder etwas hörte. Dagegen starben zahlreiche Personen, die keinesfalls im Kirchspiel getauft waren und von auswärts stammen mußten. So hatte sich die Anzahl der Personen schnell verdoppelt.


Eine zusätzliche Anzahl Personen ohne Taufdatum kommt dazu, wenn man die Personen erfaßt, die bei Beginn des ältesten Kirchenbuches bereits lebten und als Eltern, Taufpaten, Trauzeugen, Witwen bei einer Neuheirat oder bei den Sterbefällen auftreten.
Zusätzliche Daten von Trauungen und Taufen gewinnt man, wenn die Braut von auswärts kommt. Dann sind die Daten zur Trauung und Taufe des 1. Kindes oft bei der Heimatkirche der Braut zu finden.
D) Die Reihenfolge der Arbeitsschritte , Teil 2
6) Abgleich der Sterbefälle : Sortieren Sie die Sterbefälle nach dem Standardnamen und dem errechneten oder geschätzten Geburtsjahr. Beginnen Sie mit dem ersten Namen und suchen Sie nach Kleinkindern. Hier ist die Zuordnung zur richtigen Taufe am sichersten.
Wenn Sie die Taufe nicht finden, ist evtl. in den Eintragungen im KB eine Lücke ? Sonst ist das Kind in einer anderen Kirche getauft. Machen Sie hinter dem Geburtsjahr den Vermerk "nKB" (nicht im Kirchenbuch) oder ähnliches. Geben Sie dem Kind eine individuelle Personennummer und suchen Sie nach den richtigen Eltern. Sollten diese nicht zu ermitteln sein, muß das Kind als Einzelperson mit einer eigenen Familiennummer geführt werden.
Ist die Taufe und damit die Familie gefunden, kann das Kind zugeordnet werden. Im Feld "Trauungsdatum" kommt z.B. ein Strich, damit nicht versehentlich eine Braut mit einem gleichen Namen mit diesem Kind verwechselt wird.
Wenn ein Kind früh stirbt, erhält oftmals das nächste Kind den gleichen Namen. Das gilt auch umgekehrt : gibt es 2 Kinder namens "Hans", ist vermutlich das erste früh gestorben.


7) Suche nach der Abstammung : versuchen Sie nun, von einem Ehemann (mit geschätztem Geburtsjahr) die richtigen Eltern und damit seine Taufe zu finden. Verbinden Sie die Daten aber nur, wenn Sie ganz sicher sind ! Unklare Fälle hebt man sich für später auf.
Wenn von der Ehefrau der Mädchenname bekannt ist, kann man nun auch hier nach den Eltern suchen.
Parallel dazu sucht man die Eheleute unter den Daten der Beerdigungen wiederzufinden. Ist hier ein Alter angegeben, kann man das geschätzte Geburtsjahr korrigieren und mit dem neuen Wert wieder wie eben nach den Eltern suchen.


Achtung ! Da wir nach dem Gebutsdatum sortiert haben, ist bei einer Korrektur des geschätzten Geburtsjahres eine Änderung in der Reihenfolge der Familien nötig !
Beispiel : Familie FR0005 Hein Ahlers * um 1690
Familie FR0010 Hans Ahlers * um 1700
Familie FR0015 Franz Ahlers * um 1705
Familie FR0005 Bert Ahlers * um 1725
Zeigt sich, daß Franz Ahlers am 3.4.1695 geboren wurde, kommt die Familie in der Reihenfolge nun hinter Hein Ahlers. Damit ist die Nummerierung durcheinander.
Wenn nun Hein Ahlers am 12.2.1702 geboren wurde ........... ein Teufelskreis !
In diesem Fall habe ich nach einiger Zeit eine Umnummerierungs-Aktion durchgeführt. Wer hat eine bessere Idee ?


8) Bei dieser geschilderten Arbeitsweise sollte man innerhalb eines gewissen Zeitrahmens bleiben.
Vorschlag : Sie bearbeiten alle Fälle von A - Z, aber nur in einem Zeitraum von 30 oder 50 Jahren. Immer zunächst nur die sicheren Fälle ! Danach stellen Sie fest, welche unsicheren Fälle übrig geblieben sind und bearbeiten diese. Das bedeutet, daß Sie alle Personen, ob Kind oder erwachsen, die sich keiner Familie sicher zuordnen lassen, als Einzelpersonen mit eigener Familiennummer aufzunehmen sind. Es darf keine Taufe und keine Beerdigung übrig bleiben !


9)Wenn noch nicht geschehen, ist es jetzt an der Zeit, Verzeichnisse (Indexe) aufzustellen.
Man benötigt Verzeichnisse für alle Nachnamen, incl. der erkannten Schreibfehler, mit Hinweis auf die Familiennummer. Weiterhin eines für Orte außerhalb des Bereiches der Ortsfamilienbuches und eines für die Berufe (evtl. unterteilt nach Grundbesitzern/Bauern, Insten/Tagelöhnern und Handwerkern/Dienst- leistenden). Weiterhin brauchen Sie ein ausführliches Quellenverzeichnis.


Danach machen Sie mehrere Ausdrucke, verteilen sie gleichmäßig und behaupten, dieser Zeitabschnitt wäre "erstmal fertig" . Versuchen Sie, die Ahnentafeln von Genealogen mit Ihren Ergebnissen zu vergleichen. Suchen Sie im Staatsarchiv nach Amtsrechnungen oder anderen Akten aus diesem Zeitabschnitt und vergleichen Sie jeden Namen. Durchsuchen Sie nun die Taufpaten und Trauzeugen, ob sie welche erkennen können. (Vorsicht bei denen, die ohne Wohnort eingetragen sind !)
Danach wäre der Zeitabschnitt tatsächlich fertig.


10) Atmen Sie tief durch, warten Sie auf einen Regentag und beginnen Sie dann den nächsten Zeitabschnitt. Viel Erfolg !

Bitte fragen Sie mich NICHT nach geeigneten Computerprogrammen oder um Überlassung meiner Methode. Die meisten Programme sind mir unbekannt und meine Methode ist unvollständig und leider nicht zur Weitergabe geeignet. Danke für Ihr Verständnis.


Titelseite   Ahnenforschung     eMail