Topographie von Reinbek

aus: "Das Amt Reinbek 1577 - 1800" von Walter Fink, Frankfurt/Main 1969


REINBEK
Kirche : Steinbek
Einwohner im Jahre 2000 : 24570
Die Beschreibung von Walter Fink, 1969 :
Zur Zeit des Schlossbaues gab es einen Ort Reinbek nicht. Nur ein Schmied ist 1577 an der Hamburger Landstraße bezeugt, dessen Sohn 1581 den Krug errichtete. Der Ort Reinbek entstand erst später.
Im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts erfolgten die ersten Ansiedlungen. Ihre Gründer waren fast ausschließlich Handwerker, deren Katen nach ihrem ausübenden Handwerk benannt wurden, wie z.B. Schusterkate, Tischlerkate, Töpferkate usw. Der Küpergang erinnert an die einstige Küperkate.
Nach dem Bau der Berlin-Hamburger Eisenbahn 1845 nahm die Entwicklung des Ortes einen rapiden Verlauf.
Die Halbhufe, Krug und Schmiede:
Die Amtsrechnung von 1577 führt als einziges nicht zum Schloß gehöriges Gebäude die Schmiede auf, die "Johan van Giltting de Schmit thom Reinebeke" innehatte.
Im Jahre 1581 erhielt der Schmied Hans von Giltern, offenbar dessen Sohn, die Bewilligung, auf einem ihm vom Amt zugewiesenen Platz an der Wegegabelung nach Hamburg und Schönningstedt ein Krughaus auf eigene Kosten zu errichten, "ein Neu Krochhaus, der größe, weite und lange, als wir ihme die Stette selbst ausgewiesen". Es sollte also ein großes Krughaus sein, das die immer zahlreicher nach Reinbek kommenden Besucher beherbergen konnte. Bisher waren sie auf die Beherbergung in Bergedorf angewiesen.
Südlich des Kruges, auf der anderen Seite der Straße, lag die Schmiede. Hans von Giltern Witwe heiratet 1592 Claus Holste, der bis zu seinem Tode 1605 Besitzer des Kruges und der Schmiede war.
Im gleichen Jahr wurde sein Stiefsohn Hans von Vorde wegen seiner geleisteten treuen dienste als Silberpfaffe im Fürstlichen Hause mit Krug und Schmiede belehnt. Er hatte jedoch die Baukosten von 730 Mark 5 Schilling an Claus Holsten Witwe Gesche verw. Giltern zu erlegen.
Nach Hans von Vordes Tode im Jahre 1625 erfolgten noch drei Einheiraten: 1629 wird Carsten Jürgens, der von 1621 bis 1628 Hausvoigt war, durch seine Heirat mit Hans von Vorden Witwe Margaretha Besitzer des Kruges und der Schmiede; 1654 ist es der Brauer aus Bergedorf Jürgen Lehmann, der Carsten Jürgens Stieftochter Augusta von Vorden heiratet, und 1660 wird Besitzer der gewesene Bedienstete des Amtmanns, Jochim Dehwitz, der Jürgen Lehmanns Witwe ehelichte.
Nach dem Tode beider Eheleute im Jahre 1675 erwirbt nun Johann Daniel Deckern, Domvogt in Hamburg, den Besitz, den er zwei Jahre später an Johann Christoph Kannenberg im Hamburg für 3800 Mark wieder veräußert.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gelangt der seit 1694 als Halbhuf bezeichnete Krug mit Schmiede in den Besitz der Jahnckes, in deren Hände er bis 1894 verblieb. Ein geringer Teil der Ländereien ist jedoch noch heute im Besitz der Erben Jahnckes.
1701 kauft Steffen Jahncke den Krug, der auch Lehngut zu Reinbek genannt wird, mit dem Branntweinhaus und Kessel , samt den dazugehörigen Ländereien, Gärten Fischteichen und der Schmiede mit ihrer Frei- und Gerechtigkeit, "dass sonsten zum Reinbek kein Schmide mag seyn".
Lange Zeit ist die Schmiede auch die einzige zu Reinbek geblieben. Erst 1764 wurde von dem Kleinschmied Gottlieb Alberts aus Geesthacht eine Schmiede, die sogenannte Kleine Schmiede, an der Hamburger Landstraße neben dem Hause des Tischlers Wenn errichtet, die aber nur bis 1775 bestand. Das Branntweinhaus hatte der Vorbesitzer, der Amtsschreiber Barthold Christian Lodde, angelegt.
Jochim Christian Jahncke, der Enkel Steffen Jahnckes, vergrößerte seinen Landbesitz erheblich. 1774 kaufte er von dem Baumwärter Johann Georg Bein für 1000 Mark die Schweinskate auf der Lohbrügger Scheide, zu der 1783 noch 6 Tonnen Land hinzugelegt wurden. An Hinschendorfer Erbpachtsländereien erwarb er 1778 von dem Ziegelmeister Hartwig Harders 60 Tonnen 1 Scheffel 91 Ruten 6 Fuß der 6. Parzelle und 1780 von Johann Friedrich Hinsch 188 Tonnen 2 Scheffel 33 Ruten 4 Fuß. Allerdings veräußerte er wieder den größten Teil davon; immerhin umfasste der Landbesitz bei seinem Tode 1795 noch 63 Tonnen 1 Scheffel 95 Ruten 5 Fuß, wozu weitere 40 Tonnen kamen, die ihm 1784 aus der Oher gemeinen Weide zur Weide und Plaggenhauen erb- und eigentümlich überlassen worden sind.
Jochim Christian Jahncke, der 1770 die Amtsbrauerei nebst Branntweinbrennerei gepachtet hatte, durfte zur Feuerung die auf den Reinbeker herrschaftlichen Feldern und in der Hölzung vorhandenen Stubben roden, mit Ausnahme eines Distrikts, der dem Ziegelmeister Harders vorbehalten war. Bei der Erbverpachtung des Vorwerks Hinschendorf wurde ihm der Plaggenhieb entzogen; als Entschädigung erhielt er die 40 Tonnen aus der Oher Gemeinweide.
Hiervon trat sein Urenkel Julius Jahncke im Jahre 1881 11,86 ha an den Fiskus ab und erhielt dafür 2,08 ha in der sogenannten Hausvogtswiese. Um die Jahrhundertwende wurde die Schmiede abgerissen und an ihrer Stelle eine Kegelbahn angelegt, die aber auch nicht mehr besteht. Das 1750 an Stelle des Kruges errichtete sogenannte Landhaus brannte Weihnachten 1912 ab.
Das etwa 1890 erbaute moderne Nebengebäude des Landhauses wurde 1938, als die Gemeinde Reinbek das Grundstück erwarb, abgebrochen und das Sachsenwaldtheater darauf erbaut.
Von dem Krug, der über 350 Jahre bestanden hat und der bedeutendste im Amte Reinbek war, ist heute nichts mehr vorhanden.
Störmerkaten - Lohbrüggerstrasse 18
Der Pflugvoigt Hermann Kohl erbaute vor 1612 beim Schlagbaum auf der Bunten am Lohbrügger Felde ein Haus aus eigenen Mitteln. Es wurde später nach den Baumwärtern Störmer, die fünf Generationen lang dieses Amt innehatten, Störmerkaten genannt. Dieser Name hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten.
Im Jahre 1787 wurde die Kate zur Hegereuterstelle des Amts angekauft. Wann die Stelle eingegangen ist, ist nicht bekannt. Ende des 19. Jahrhunderts wird sie wieder als im Besitz der Erben des Hegereuters Hoffmeister aufgeführt.
Die neue Baumkate in der Kälberkoppel - Lohbrüggerstrasse 16
Statt der von der Landesherrschaft zur Hegereuterstelle angekauften Störmerschen Baumkate sollte unweit davon eine neue Baumkatenstelle mit Schenkgerechtigkeit errichtet werden. 1788 erhielt hierfür der Inste Otto Christian Hoffmeister in Ohe 25 Ruten in der Kälberkoppel, für die der Kaufschilling 50 Mark betrug. Er konnte jedoch die Kaufsumme und die Kosten für den Katenbau nicht bezahlen; sein Bruder, der Hegereuter Nicolaus Hoffmeister, übernahm daher die Kosten und ließ 1793 die Stelle auf seinen Namen schreiben.
Da die Königl. Forst- und Jagdverordnung den eigenen Besitz einer Baumkate und Schenkfreiheit für den Hegereuter verbot, veranlasste Hoffmeister den Altenteiler und ehemaligen Baumwärter Detlef Störmer, die neue Kate zu bewohnen und zugleich Baumwartung und Schenkfreiheit, wie vorher in seinem Hause, so auch dort zu übernehmen. Er selbst verpflichtete sich, die neue Das Backhaus
Auf dem Schlossgelände befand sich auch ein Backhaus, das der Amtsschreiber Barthold Christoph Lodde um 1714 zwischen der Kornmühle und der Amtsbrauerei aus eigenen Mitteln erbaute.
Nach seinem Tode im Jahre 1743 übernahm es sein Sohn, der Amtsschreiber Joachim Friedrich Lodde, der ab 1761 eine Recognition von 8 Rthlr. bezahlte. 1764 kaufte der Bäcker Johann Nicolaus Erdmann für 600 Rthlr. das später als Anbauerstelle bezeichnete Backhaus, das er und sein Vater seit langen Jahren in Pacht hatten.
Der Enkel Erdmanns, Hinrich Georg Erdmann, erwirbt 1858 den östlichen Teil des ehemaligen Amtsschreibergartens mit einem Areal von 30 6/10 Ruten sowie den westlichen Teil des Platzes der ehemaligen herrschaftlichen Brauerei, 12 3/10 Ruten groß.
Von seinem Nachfolger, dem Bäcker Johann Ludwig Kranz, der 1859 Backhaus und Garten käuflich erworben hatte, werden weitere 44 6/10 Ruten aus dem ehemaligen Amtsschreibergarten zu dieser Stelle gelegt, so dass jetzt 1 Scheffel 4 Ruten 6 Fuß Areal zu ihr gehörten.
Kranz verkaufte seinen Besitz 1866 an den Bäcker Friedrich Christoph Becker für 18 000 Mark. Zwei Jahre später erwirbt der Mühlenbesitzer Heinrich Wilhelm Lange das Backhaus im Konkurs meistbietend für 4200 Mark Courant und verbindet diese Stelle mit seinem Mühlenwesen.
Brinkkate 10
Im Jahre 1804 erhielt Hermann Hinrich Witthack aus Hamburg 93 Ruten 3 Fuß Land neben der Wildkoppel. Major von Krebs kaufte 1838 von dem Erbpächter Niemeitz 2 Scheffel 22 Ruten 4 Fuß dazu, so dass das Gesamtareal 4 Scheffel 35 Ruten 7 Fuß betrug, das Gebiet der heutigen Grundstücke Schönningstedterstrasse 14 - 18. Das Grundstück Nr. 16 wurde an die Gemeinde Reinbek verkauft und ist jetzt bebaut; Nr. 18 wurde 1852 an Franz Hinrich Niemeyer verkauft.
Brinkkate 12 - Die sogenannte Schneiderkate
Der Erbpächter Clamer erhält 1805 1 Scheffel 29 Ruten Land, den Scheffel zu 100 Ruten gerechnet, am Wege nach Schönningstedt und baut eine kate, die sogenannte Schneiderkate, darauf. Später wird das Areal mit 3 Scheffel 24 Ruten angegeben. Das Land umfasste etwa die heutigen Grundstücke Lindenstraße 1 und Schönningstedterstraße 22, 28 und 30. Durch Erbteilungsvertrag zwischen den Geschwistern Johann und Maria Rebecca Linder im Jahre 1879 erhielt Johann Linder das Stück Lindenstraße 1 und Schönningstedterstraße 22 (11 ar 5 qm), seine Schwester das Stück Schönningstedterstraße 28 und 30 (14 ar 90 qm).
Brinkkate 13 - Am Kreuzweg
Im Jahre 1809 wurden dem Schornsteinfeger Johann Ripke an dem Kreuzwege von Reinbek nach Hamburg und von Glinde nach Bergedorf zwei Plätze Land zugewiesen, wovon der eine neben der Ochsenkoppel belegene und mit einem Wohnhaus bereits bebaute Platz 50 Ruten 1 Fuß hielt und der andere gegenüber auf dem Schmiedehof und der Scharnhorstkoppel befindliche 45 Ruten 7 Fuß betrug. Ripke hatte das Land schon zwei Jahre lang in Benutzung. Sein Vorgänger war der Zimmermeisterö Christern, der wohl auch das Haus gebaut hat. Das Gebäude stand dort, wo heute sich die Gastwirtschaft "Forsthaus", Hamburgerstraße 73, befindet. Der gegenüberliegende Platz ist das heutige Grundstück Glinder Weg 2, ebenfalls eine Gastwirtschaft.
1871 erfolgte eine Trennung der beiden Stellen.



Die Abschrift fertigte freundlicherweise : Susanne Grothe, Norderstedt


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