Geschichte des Gutes Tangstedt1227 sicherte Graf Adolf IV seinen Besitz in der Schlacht von Bornhöved gegen die Dänen. 1239 wurde nach seiner Abdankung das Land unter seinen Söhnen aufgeteilt, später unter den verschiedenen Linien der Schauenburger Familie. Bis 1322 entstand dann als geschlossenes Staatsgebilde die Grafschaft Holstein-Schauenburg, später "Herrschaft Pinneberg" genannt. Seit 1314 gehörte das Gebiet des späteren Gutes Tangstedt zum schauenburgischen Besitz. Zu dieser Zeit reichte die "Herrschaft Pinneberg" bis an die Alster. Vermutlich im 15. Jahrhundert haben die Schauenburger das Gebiet verkauft oder verpfändet. Die Grenze verlief durch eine dünn besiedelte Heidefläche, die Harksheide genannt. Der Pinneberger Anteil gehörte zur Kirche Quickborn, der Tangstedter Anteil zur Kirche Bergstedt. 1475 wird Tangstedt von Lüder von Heest an Herzog Johann von Sachsen-Lauenburg verkauft und wird zum Vorwerk des Amtes Tremsbüttel. 1571 gelangte Gut Tremsbüttel (und damit auch Tangstedt) als Pfand in den Besitz der Herzöge von Holstein-Gottorf und wurde von diesen schließlich 1649 erworben. Das Vorwerk Tangstedt wurde von einem Vogt verwaltet, da es weit von Tremsbüttel entfernt lag. Später wurde es verpachtet. Im Gegensatz zu den freien Bauern in Garstedt mußten die Bauern in Harksheide und Tangstedter Heide ständig Hand- und Spanndienste für das Gut leisten, neben den üblichen Steuern und Abgaben. Unter der Herrschaft des Herzogs fand auch in Tangstedt das sogenannte "Bauernlegen" statt; in Tangstedt wurde um 1608 ein Herrenhaus mit einem Meierhof errichtet, Bauer Carsten Meier kam in Haft und wohnte später in Poppenbüttel und auch andere Bauern wurden vertrieben. Das Herrenhaus und der Meierhof wurden mit einem Pächter bzw. Verwalter besetzt. Die nächste noch erhaltene Amtsrechnung stammt von 1650 und listet 3 Kätner, 1 Bödner und 1 Insten auf. 1661 Verkauf des Gutes von Herzog Christian Albrecht an Friedrich von Ahlefeld als "unmittelbares Reichslehen". Nach dessen Tod im Jahre 1664 fiel das Gut an den Herzog zurück. 1692 begann die eigenständige Geschichte Tangstedts. Die Söhne des Pächters, Ritter von Hedemann, erwarben das Vorwerk. In dem Kaufvertrag hieß es: „Die vier Dörfer als da sind Wilstede, Duvenstede, Mellingsted und Lemsahl nebst den dazugehörigen vier wüsten Hufen, auch denen Kathen zu Tanckstedt sambt denen Heidekathen und was künftig zugebauet werden mögte, übergeben wir ihnen bei diesem Kauf mit allem Recht und obrigkeitlicher Gewalt." Damit wurden die Hedemanns nicht nur Eigentümer des Gutes, sondern erhielten auch die eigenständige Verwaltung und die niedere Gerichtsbarkeit. Mit den „Heidekaten" dürften die Ansiedlungen auf der Harksheide bzw. Tangstedter Heide gemeint gewesen sein. Der Gutsbezirk umfaßte mit den Dörfern Tangstedt, Wilstedt, Lemsal, Duvenstedt, Mellingstedt, Harksheide und Tangstedterheide ca. 65 Quadratkilometer. 1699 kaufte Magnus von Wedderkop das Gut Tangstedt. Ihm gehörten schon die Güter Tremsbüttel, Lasbek und Steinhorst. Wedderkop war Holsteinisch-Gottorfischer Minister in Kiel. Als 1714 seine Tochter Anna Christine heiratete, erhielt diese das Gut als Mitgift. Ihr Ehemann Cyrel Wich war Großbritannischer Gesandter in Hamburg. Deren Tochter, Friederike Wich, heiratete den Kanzleipräsidenten und Legationsrat Magnus von Holmer, und erbte das Gut 1756. Bis 1818 blieb das Gut im Besitz der Familie Holmer. Der letzte Besitzer, Magnus Friedrich von Holmer ging in Konkurs und aus der Konkursmasse erwarb der Großherzog Paul Friedrich von Oldenburg das Gut Tangstedt. Vermutlich aufgrund der Streitigkeiten mit den Bauern, die sich über 20 Jahre hinzogen, verkaufte der Großherzog von Oldenburg das Gut 1855 an G.H. Reimers aus Bahrenfeld. Damit wurde erstmals ein Bürgerlicher Eigentümer des Gutes Tangstedt. Auch er wollte möglichst schnell und viel aus dem Gut herausholen, scheiterte aber wie sein Vorgänger am Widerstand der Bauern und Kätner. Selbst eine Regierungskommission schaffte es nicht, eine friedliche Beilegung des Streites zu erreichen. Zermürbt verkaufte Reimers das Gut an Graf Carl von Schimmelmann, dieser veräußerte es bald wieder an den Privatier David Lauenstein. ![]() Das Herrenhaus Gut Tangstedt, genannt "das Schloß", erbaut etwa 1650, abgebrannt 4.2.1947 Inzwischen war Schleswig-Holstein preußische Provinz geworden und fast alles wurde entsprechend dem preußischen System neu geordnet. Auch die Güter waren betroffen. Sie wurden ab 1876 als Privatgüter geführt, ohne obrigkeitliche Befugnisse. Zwischen dem Gutsherrn und den ehemaligen Untertanen wurden Verträge über die Ablösung aller Verpflichtungen geschlossen. Höfe und Land konnten sofort gekauft oder über Hypotheken erworben werden. Mit der Aufhebung aller Verpflichtungen gegenüber dem Gutsherrn verlor das Gut Tangstedt seine Bedeutung für die Bewohner von Harksheide und Tangstedterheide, die ihre Gemeinde 1896 in „Glashütte" umbenennen durften. Heute ist Glashütte ein Teil der Stadt Norderstedt. Quellen: "Die Norderstedter Ursprungsgemeinden bis 1970", Manfred von Essen, 1994 "Topographie von Holstein und Lauenburg" von Schröder und Biernatzky, 1855 Erik Wedderkopp, Dänemark |